Fehler gehören dazu

Venture Building – Precors

Vitali Weißbecker hat das Jülicher Spin-off Precors gegründet. Im Interview berichtet er von Erfolgen und Herausforderungen auf dem Gründungsweg.

Juni 2024



Herr Weißbecker, Sie haben 2017 den Schritt in die Gründung gewagt. Mit welcher Geschäftsidee?

Weißbecker: Bestimmte Bauteile von Brennstoffzellen – sogenannte Bipolarplatten – müssen mit einer elektrisch leitfähigen und korrosionsbeständigen Beschichtung geschützt werden, um hohe Wirkungsgrade und Betriebszeiten zu gewährleisten. Wir haben eine Lösung gefunden, wie das wirtschaftlicher gelingt als bisher.

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Und zwar?

Weißbecker: Lange war es Standard, Bipolarplatten mit seltenen oder teuren Metallen wie Gold zu veredeln. Zudem waren die Beschichtungsverfahren entweder schlecht skalierbar und energieintensiv – weil sie etwa im Hochvakuum oder bei sehr hohen Temperaturen stattfanden – oder mit Umweltproblemen verbunden, da kritische Chemikalien und Säurebäder zum Einsatz kamen. Wir setzen dagegen mit unserem Graphen-Derivat auf ein kohlenstoffbasiertes Material, das wir auf die Bipolarplatten aufbringen. Ein simpler und kostengünstiger Prozess! Stellen Sie sich einen Bleistift vor, den man über ein Papier reibt: Es entsteht eine Schicht, die in etwa 1.000-mal so dünn ist wie ein menschliches Haar, und die darunterliegende Oberfläche ideal schützt.



»Wichtig ist, dass deine Idee ein echtes Problem auf dem Markt löst.«

Dr. Vitali Weißbecker
Geschäftsführer der Precors GmbH



Wie kamen Sie auf den Gedanken, ein Unternehmen zu gründen?

Weißbecker: Während meiner Diplomarbeit bei einem Automobilkonzern fiel mir auf, dass bestimmte Themenfelder und Prozesse in der Brennstoffzellentechnik hinsichtlich der industriellen Nutzung noch relativ ineffizient liefen. Auch habe ich gemerkt, dass mir der Arbeitsalltag in einem Großkonzern nicht liegt – dass ich mich selbst verwirklichen möchte. Da keimte die Idee auf.

Die Gelegenheit ergab sich dann in Jülich …

Weißbecker: Genau. Ich habe am Institut für elektrochemische Verfahrenstechnik unter der Leitung von Prof. Stolten in der Arbeitsgruppe von Prof. Lehnert promoviert und mich dort tiefer mit dem Thema auseinandergesetzt. Es wurde schnell klar: Das ist ein Problem, das die Industrie wirklich beschäftigt.

Was gab den letzten Anstoß, den Schritt zu gehen?

Weißbecker: Gemeinsam mit den Kollegen Klaus Wedlich und Andreas Schulze Lohoff habe ich eine einzigartige Chance erhalten: eine Förderung über das Bundesprogramm EXIST-Forschungstransfer. Wir haben 250.000 Euro bekommen, um unsere Technologie marktreif zu machen – ganz ohne privates Risiko, jedoch mit einem ordentlichen Erfolgsdruck, der auch notwendig ist.

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»Gründen ist eine Reise konstanten Lernens und 90 Prozent sind Kampf – aber es lohnt sich!«

Dr. Vitali Weißbecker
Geschäftsführer der Precors GmbH

Eine letzte Frage: Würden Sie wieder gründen – und was raten Sie anderen, die vor dieser Entscheidung stehen?

Weißbecker: Ja, ich würde es wieder tun! Entscheidend sind aus meiner Sicht drei Dinge: Erstens, deine Idee muss ein echtes Problem auf dem Markt lösen. Zweitens, es muss eine einfache Lösung sein. Drittens, der Fokus muss stimmen. Statt zehn Probleme auf einmal lösen zu wollen, löse lieber eins richtig und das möglichst schnell. Wenn das als Fundament da ist, würde ich loslaufen. Alles andere ergibt sich auf dem Weg.

www.precors.de

Bildnachweis: Precors/ Forschungszentrum Jülich
Redaktion: SeitenPlan

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Letzte Änderung: 28.06.2024