Untersuchung von PBI-Membranen für die HT-PEMFC
Hochtemperaturpolymermembranbrennstoffzellen (HT-PEFC)

HT-PEFCs arbeiten bei einer Betriebstemperatur von etwa 160 °C mit Membran-Elektroden-Einheiten (MEA), basierend auf einem mit Phosphorsäure (H3PO4) beladenem Polymer vom Polybenzimidazoltyp, z.B. m-PBI oder ab-PBI (Abb. 1). Die mit H3PO4 beladenen Polymere zeigen in dem Temperaturbereich zwischen 160 und 180 °C eine sehr hohe Protonenleitfähigkeit, eine relativ niedrige Gasdurchlässigkeit und eine gute mechanische Stabilität.
Die hohe Betriebstemperatur über 100 °C hat gegenüber der Niedertemperaturpolymermembranbrennstoffzelle (LT-PEFC), die auf Betriebstemperaturen unter 80 °C beschränkt ist, mehrere Vorteile:
- Die in den Zellen benutzten Edelmetallkatalysatoren (Platin) zeigen eine deutlich höhere Toleranz gegenüber der Vergiftung mit Kohlenmonoxid. HT-PEFCs lassen sich ohne aufwändige Vorreinigung des Brenngases mit Wasserstoff betreiben, der durch Reformierungsprozesse hergestellt wurde. Dies ermöglicht den Einsatz in mobilen und stationären Anwendungen, bei denen Mitteldestillate wie Kerosin oder Diesel als Kraftstoffvorrat zur Verfügung stehen.
- Die Zellen benötigen im Betrieb keine Befeuchtung der Gase. Die Kühlung der Zellen (Abwärme) ist aufgrund der größeren Temperaturdifferenz deutlich einfacher und effektiver.
- Die Abwärme der Zellen kann für andere Zwecke im Gesamtsystem genutzt werden.
Das System PBI – H2O –H3PO4
Zur weiteren Optimierung von Leistung und Lebensdauer sind detaillierte Informationen über das ternäre System PBI – H2O –H3PO4 in Kombination mit Leitfähigkeitsmessungen nötig. Die Protonenleitfähigkeit einer PBI-Membran hängt stark vom H3PO4- und H2O-Gehalt ab. Der H2O-Anteil ist bei einer gegebenen Temperatur eine Funktion des Wasserdampfpartialdruckes. In einer HT-PEFC hängt letzterer stark von der Strombelastung und aufgrund limitierender Diffusionsprozesse von deren zeitlichem Verlauf ab.

H3PO4 und andere protische (azide) Elektrolyte werden in einem zweistufigen Vorgang an PBI-artige Polymermaterialien gebunden (Abb. 2):
- Protonierung der basischen Imidazolgruppen der Polymerkette durch den Elektrolyten und Bildung eines „Polymersalzes“ (1 – 2 Elektrolytmoleküle pro Wiederholeinheit). Bindung der Elektrolytanionen über die elektrischen Ladungen.
- Aufnahme weiterer Elektrolytmoleküle über Wasserstoffbrückenbindungen (bis zu 5 – 6 Elektrolytmoleküle pro Wiederholeinheit)
Die Bildung einer kationisch geladenen Polymerkette 1) erhöht den osmotischen Druck, welcher zur Aufnahme eines großen Überschuss 2) von Elektrolytmolekülen (und Wassermolekülen) führt. Dieser zweistufige Mechanismus kann mit einen BET-artigen Absorptionsmodell beschrieben werden (Guggenheim-Anderson-de Boer-Isotherme, GAB). Die Gleichgewichtskonstanten für die Protonierung i) und der Aufnahme über H-Brücken ii) unterscheiden sich um 3 Größenordnungen. [1-4]
Ramanspektroskopische Untersuchungen zur Elektrolytaufnahme
Die einzelnen Stufen der Adsorptionsisothermen können mit ramanspektroskopischen Untersuchungen korreliert werden. Durch die Protonierung der Imidazolgruppen finden starke Änderungen des Spektrums im Bereich der Valenzschwingungen der aromatischen Ringe und der N-H/C-H-Deformationsschwingungen statt (1200 – 1650 cm-1) Nach Aufnahme einer für die Protonierung äquivalenten Menge H3PO4 (Stufe i) finden keine weiteren Veränderungen in diesem Bereich statt. Bei sehr hohen Beladungen finden sich Schwingungsbanden von freier Phosphorsäure [2,3,5-7].
Das Verständnis der Wechselwirkungen von Elektrolyten wie Phosphorsäure mit ionogenen Polymeren ist Ausgangspunkt für die Suche(Link zu PIL) nach alternativen Elektrolyten für die HT-PEFC, die in derartigen Polymermatrizes absorbiert werden können.
Literatur
[1] Majerus, A.; Conti, F.; Korte, C.; Lehnert, W. und Stolten, D.
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[2] Korte, C.; Conti, F.; Wackerl, J.; Dams, P.; Majerus, A. und Lehnert, W.
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[3] Korte, C.; Conti, F.; Wackerl, J. und Lehnert, W.
Li, Q.; Aili, D.; Hjuler, H. A. & Jensen, H. O. (Eds.)
High Temperature Polymer Electrolyte Membrane Fuel Cells -- Approaches, Status and Perspectives
8 Phosphoric Acid and its Interactions with Polybenzimidazole-Type Polymers
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Phase Diagram Approach to Study Acid and Water Uptake of Polybenzimidazole-Type Membranes for Fuel Cells
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[6] Bettermann, H.; Labus, M.; Majerus, A.; Korte, C. und Lehnert, W.
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A vibrational spectroscopic and modeling study of poly(2,5-benzimidazole) (ABPBI) -- phosphoric acid interactions in high temperature PEFC membranes
Int. J. Hydrogen Energy, 2014, 39, 2776 - 2784