Biotech Day: Mikroorganismen nach Maß

Jülich, 24. Oktober 2014 – Ob im Waschmittel, in der Hautcreme oder in Pharmazeutika: In vielen Produkten steckt heute ein Stück "weiße Biotechnologie". In dieser Disziplin wird daran gearbeitet, den Stoffwechsel von Mikroorganismen und die Eigenschaften von Enzymen immer besser zu verstehen, gezielt zu verändern und für neue Produkte zu nutzen. Über den aktuellen Stand der Forschung und über ihre Umsetzung tauschen sich heute in Jülich beim "Biotech Day" Vertreter der Wissenschaft sowie der Industrie aus.

Der dritte "Biotech Day" am Forschungszentrum bildet darüber hinaus den Rahmen für die Verleihung des diesjährigen Christian-Wandrey-Preises an Monika Krystof und Simon Boecker. Der Preis wurde den beiden Nachwuchswissenschaftlern für ihre hervorragende Master- bzw. Diplomarbeit auf dem Gebiet der Biotechnologie zuerkannt. Monika Krystof ist inzwischen Doktorandin am Institut für Technische und Makromolekulare Chemie (ITMC) der RWTH Aachen, Simon Boecker Doktorand am Institut für Chemie der TU Berlin.

Entwicklung maßgeschneiderter Mikroorganismen

Bei den wissenschaftlichen Vorträgen liegt in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der Entwicklung maßgeschneiderter Mikroorganismen. Prof. Jack Pronk (TU Delft) berichtet darüber, wie durch gezielte Änderungen des Zentralstoffwechsels der Hefe Saccharomyces cerevisiae Treibstoffe und Chemikalien hergestellt werden können. Auch die BRAIN AG im hessischen Zwingenberg entwickelt mikrobielle Produktionsstämme und Enzyme für die industrielle Anwendung, zum Beispiel zur Herstellung von Kosmetika. Dr. Jürgen Eck vom Vorstand des Unternehmens gibt in seinem Vortrag eine Einschätzung, welche Rolle die Biotechnologie dabei spielt, eine wissensbasierte Bioökonomie zu etablieren.

Christian-Wandrey-Preis für Nachwuchs-Biotechnologen

Stifter Prof. Christian Wandrey (Mitte) mit den diesjährigen Preisträgern Monika Krystof und Simon Boecker
Stifter Prof. Christian Wandrey (Mitte) mit den diesjährigen Preisträgern Monika Krystof und Simon Boecker.
Forschungszentrum Jülich

Ein Highlight der Jülicher Biotechnologieforschung stellt Jun.-Prof. Julia Frunzke vor: Genetisch identische Bakterienzellen können sich unterschiedlich verhalten, also unterschiedliche Phänotypen ausbilden. Die Wissenschaftlerin untersucht, inwiefern diese Unterschiede die "Fitness" und Produktivität einer Population beeinflussen. Dr. Anita Loeschcke (IMET) berichtet über ein weiteres Jülicher Highlight, wie Bakterien mithilfe von Stoffwechselwegen aus anderen Mikroorganismen oder Pflanzen Produkte herstellen, die sie natürlicherweise nicht bilden können – zum Beispiel wertvolle Stoffe wie Antibiotika.

Die Nutzung von Enzymen in unterschiedlichen industriellen Anwendungen steht im Zentrum der Arbeiten von Prof. Helen Hailes (University College, London) und Prof. Antje Spieß (RWTH Aachen). Die britische Wissenschaftlerin stellt die Synthese von chiralen Aminen mithilfe von Transaminasen und Norcolaurin-Synthasen vor; im Beitrag von Antje Spieß geht es darum, wie zum Beispiel Biomasse aus Abfallströmen mittels biotechnischer Verfahren für Treibstoffe und Chemikalien genutzt werden kann.

Gut vernetzt auf dem Jülicher Campus

Die Jülicher Biotechnologie wird getragen vom Bereich Biotechnologie des Jülicher Instituts für Bio- und Geowissenschaften (IBG) sowie den Instituten für Molekulare Enzymtechnologie (IMET) und für Bioorganische Chemie (IBOC) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die ebenfalls auf dem Campus des Forschungszentrums angesiedelt sind. Insgesamt forschen hier mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und machen Jülich zu einem Zentrum der "Weißen Biotechnologie" in Deutschland. Im Jahr 2010 schlossen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums, der Universität Düsseldorf, der RWTH Aachen sowie der Universität Bonn zum Bioeconomy Science Center (BioSC) zusammen. Sie forschen gemeinsam und interdisziplinär an Themen einer umweltschonenden Ökonomie auf der Basis nachwachsender Rohstoffe.

Der "Christian-Wandrey-Preis" wird alle zwei Jahre vom Verein der Freunde und Förderer des Forschungszentrums Jülich für herausragende und anwendungsbezogene Diplom- oder Masterarbeiten im Bereich der Biotechnologie verliehen. Der mit 2.500 EUR dotierte Preis wurde von Prof. Christian Wandrey gestiftet, der von 1979 bis 2008 das damalige Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich leitete.

Gruppenbild
Beim dritten Jülicher "Biotech Day" tauschen sich Forscher und Vertreter der Industrie über neue Entwicklungen in der Biotechnologie aus. Monika Krystof und Simon Boecker (mit den blauen Urkunden) wurden mit dem diesjährigen Christian-Wandrey-Preis ausgezeichnet.
Forschungszentrum Jülich

Weitere Informationen:

Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Biotechnologie (IBG-1)

Institut für Molekulare Enzymtechnologie (IMET)

Institut für Bioorganische Chemie (IBOC)

Bioeconomy Science Center (BioSC)

Ansprechpartner:

Prof. Michael Bott, Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Biotechnologie (IBG-1)
Tel.: +49 2461 61-3294
E-Mail: m.bott@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Erhard Zeiss, Pressereferent
Tel. 02461 61-1841
E-Mail: e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022