Bildgebung der Pathophysiologie des essentiellen Tremors - ein systematischer Review

16. Juni 2021

Der essentielle Tremor (ET) ist eine der häufigsten Bewegungsstörungen bei Erwachsenen. Die Pathophysiologie, die dem ET zugrunde liegt, ist jedoch nur unzureichend verstanden, und die Klassifizierung als neurodegenerative Störung bleibt umstritten. Darüber hinaus gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass Veränderungen im Gamma-Aminobuttersäure-Neurotransmittersystem an der Pathophysiologie der ET beteiligt sind.

In einem Versuch, die aktuelle Forschung zur ET zusammenzuführen, berücksichtigt diese systematische Übersichtsarbeit strukturelle, funktionelle und metabolische Neuroimaging-Studien und diskutiert die aktuellen Konzepte der ET-Pathophysiologie aus der Perspektive der Bildgebung.

Die Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass es robuste Beweise gibt, die darauf hinweisen, dass das Kleinhirn eine bedeutende Rolle innerhalb eines Tremor-Netzwerks mit mehreren Oszillatoren spielt, das der Tremor-Genese zugrunde liegt. Es bleibt jedoch unklar, inwieweit die zerebelläre Dysfunktion auf einem neurodegenerativen Prozess beruht. Darüber hinaus kann die Unterscheidung des ET von der Parkinson-Krankheit (PD) im frühen Verlauf der Erkrankungen eine Herausforderung darstellen. Dopaminerge und eisenbildgebende Verfahren deuten aber nicht auf eine wesentliche Überlappung der ET mit der PD-Pathophysiologie hin. Darüber hinaus wurden begrenzte Hinweise auf Veränderungen des GABAergen Neurotransmittersystems bei ET gefunden.

Im Lichte dieser Übersichtsarbeit schlagen die Autoren vor, dass sich zukünftige Studien stärker auf die demografische, genetische und klinische Heterogenität des ET konzentrieren sollten, indem sie multimodale Bildgebungsverfahren mit höherer räumlicher Auflösung verwenden, insbesondere, um die verbleibende Kontroverse zu lösen, ob zerebelläre Neurodegeneration die pathologische Grundlage des ET ist.

Originalpublikation

Imaging the Pathophysiology of Essential Tremor—A Systematic Review