Gestatten: Justin, unser Biber
Dass wir unseren 2,2 Quadratkilometer großen Forschungscampus mit allerlei tierischen Gästen teilen, ist nichts Neues. Rehe in der Mittagspause, Füchse im Unterholz oder die jährliche Krötenwanderung gehören zum Forschungsalltag in Jülich. Außergewöhnlich zeigt sich dagegen unser neuester Mitbewohner. Zunächst hatten nur Nagespuren an Bäumen auf ihn hingedeutet, inzwischen wurde der Verursacher mehrfach gesichtet: Ein Biber hat sich unser Forschungszentrum als Lebensraum ausgesucht.

Biber Justin im Video
Trat das scheue Tier bisher eher durch sein nächtliches Werken in Erscheinung, hat es nun seinen großen Auftritt: Im Video zeigt sich „Justin“, wie ihn der Mitarbeiterkreis liebevoll nennt, bei seinen Holzarbeiten und dem Balancieren auf einem frisch gefällten Baumstamm. Dr. Rüdiger Reichel vom Institut für Bio- und Geowissenschaften hatte die Kamera nachts und am Wochenende in einem Waldstück am Löschteich aufgestellt und so die spektakulären Aufnahmen gemacht. „Da kam einfach der Forscherdrang durch“, sagt er. Auf die Lauer legen musste sich Reichel jedoch nicht. Die Selfie-Kamera hatte einen Infrarot-Bewegungsmelder mit Black-LED-Blitz, wodurch der Biber ungeniert posieren konnte.
Justin Biber in Aktion. Video: Dr. Rüdiger Reichel
Koexistenz ist alternativlos
Biber stehen unter Artenschutz. „Deshalb dürfen wir nichts machen, was den Biber vertreibt“, erklärt Hans-Werner Mertens, dessen Team Haustechnikdienste auch für den Umgang mit unerwünschten Tieren im Forschungszentrum zuständig ist. „Es gibt also keine Alternative, als sich bestmöglich miteinander zu arrangieren.“
Priorität: Gefährdung von Mitarbeitern vermeiden
Vor allem am Weg entlang der Nordseite des Sees zwischen Casino und Zentralbibliothek ist der Biber aktiv. Dort hat das Tier laut Mertens seit seiner Entdeckung etwa 100 kleinere und 20 größere Bäume zu Fall gebracht.

Deshalb kontrollieren Mitarbeiter des Technischen Bereiches regelmäßig die Bäume und führen Maßnahmen zum Schutz durch oder fällen gezielt Bäume. „Wegen der Verkehrssicherungspflicht müssen wir stark angenagte Bäume rechtzeitig fällen, bevor sie unkontrolliert auf einen Weg fallen. Oberstes Ziel ist hier, zu vermeiden, dass Personen zu Schaden kommen“, so Mertens.
Zusätzlich behält auch Moritz Weyland, Förster des Stetternicher Forsts, die Entwicklungen im Blick.
Ein Denkmal für den Biber
Sicher wünschen wir uns alle, dass möglichst wenig Bäume auf unserem Campus gefällt werden müssen. Doch böse sind die meisten Mitarbeiter dem Biber nicht. Im Gegenteil, viele haben den neuen Mitbewohner schon ins Herz geschlossen – und einer hat ihm sogar ein eigenes Denkmal errichtet.

Text: Marcel Bülow und Hanno Schiffer