Kavli-Preis für Wegbereiter der modernen Elektronenmikroskopie

Jülich, 27. Mai 2020 – Der Kavli-Preis für Nanowissenschaften geht in diesem Jahr an Prof. Knut Urban vom Forschungszentrum Jülich. Der Wissenschaftler, ehemals Direktor des Instituts für Mikrostrukturforschung sowie des Ernst Ruska-Centrums für Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen (ER-C), erhält die Auszeichnung zusammen mit Prof. Harald Rose (Universität Ulm), Prof. Maximilian Haider (CEOS GmbH, Heidelberg) und Prof. Ondrej Krivanek (Nion Company, Seattle/USA). Das gab die Kavli Foundation in Oslo bekannt. Der Preis würdigt die Arbeit der vier Wissenschaftler an der Entwicklung der Elektronenmikroskopie, die es heute erlaubt, Materialien mit atomarer Auflösung abzubilden und zu untersuchen.

Haider, Rose und Urban bauten zwischen 1991 und 1997 im Rahmen eines von der Volkswagenstiftung finanzierten Projekts das weltweit erste Elektronenmikroskop mit aberrationskorrigierten Linsen. Es beruht auf dem Ansatz, zur Korrektur der bis dahin technisch unvermeidbaren Abbildungsfehler der Elektronenoptik magnetische Multipole als unrunde Linsen zu verwenden. Dieses Gerät wurde zur Mutter einer neuen industriellen Generation von Höchstpräzisionsgeräten, von denen bis heute über 900 Anlagen weltweit installiert wurden.

Prof. Knut Urban
Prof. Knut Urban
Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach

Die Elektronenmikroskope besitzen ein Auflösungsvermögen von etwa einem Milliardstel eines Zentimeters. Damit sind sie Schlüsselinstrumente der modernen Materialforschung sowie der darauf aufbauenden Nano- und Mikrotechnologie. Überall erlaubt es die Elektronenmikroskopie, die Präzision von Materialien und Funktionen bis herunter in den atomaren Bereich zu kontrollieren und für die Anwendung maßzuschneidern: darunter die Physik und die Fertigung neuer Chips für die Mikroelektronik, die Entwicklung von Höchstleistungswerkstoffen für eine sichere und energiesparende Verkehrstechnik bis hin zur Photovoltaik und anderen Formen kohlendioxidfreier Energieerzeugung.

Der Kavli-Preis wird seit 2008 alle zwei Jahre für herausragende Forschung in den Disziplinen Astrophysik, Nanowissenschaften und Neurowissenschaften von der Kavli Foundation zusammen mit der Norwegischen Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie dem Norwegischen Ministerium für Erziehung und Wissenschaft verliehen. Gestiftet wurde er von dem norwegischen Geschäftsmann und Erfinder Fred Kavli (1927–2013). Er gründete im Jahr 2000 die Kavli Foundation mit dem Ziel, die Wissenschaft zum Wohl der Menschheit voranzubringen, das Verständnis der Öffentlichkeit für Wissenschaft zu fördern und Forscher in ihrer Arbeit zu unterstützen. Jeder der Preise ist mit einer Gesamtsumme von 1 Million Dollar dotiert. Die Preise werden im Rahmen einer Zeremonie in Oslo von König Harald V. verliehen.

Knut Urban erhielt für seine Forschung zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2011 – gemeinsam mit Harald Rose und Maximilian Haider – den renommierten Wolf-Preis für Physik. Im Jahr 2018 verlieh ihm die Universität von Tel Aviv die Ehrendoktorwürde. Der Wissenschaftler ist Inhaber einer Seniorprofessur der Jülich Aachen Research Alliance (JARA).

The Kavli Foundation

Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen (ER-C)

Video „So funktioniert PICO, das hochauflösende Elektronenmikroskop“

Broschüre „Einblick in die Welt der Atome“ in der Mediathek des Forschungszentrums

Pressekontakt:
Angela Wenzik
Wissenschaftsjournalistin
Forschungszentrum Jülich
Tel.: 02461 61-6048
E-Mail: a.wenzik@fz-juelich.de

Erhard Zeiss
Pressereferent
Forschungszentrum Jülich
Tel.: 02461 61-1841
E-Mail: e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 06.09.2022