ERC Consolidator Grant für Dr. Wolfgang Hoyer

Hohe Auszeichnung und millionenschwere Förderung für Jülicher Alzheimer-Forscher

Jülich, 15. Dezember 2016 – Dr. Wolfgang Hoyer vom Jülicher Institute of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6) erhält einen der renommierten Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates ERC. Für das Projekt "BETACONTROL" werden dem Wissenschaftler über einen Zeitraum von fünf Jahren rund 2 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt. Europaweit hatten sich über 2300 Wissenschaftler in der aktuellen Ausschreibungsrunde des ERC beworben.

Im Rahmen des Projekts werden spezielle Moleküle gegen weitverbreitete Volkskrankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes mellitus Typ-2 entwickelt. Die Verklumpung jeweils unterschiedlicher körpereigener Eiweiße, sogenannter Amyloid-Proteine, gilt als gemeinsame Ursache dieser Erkrankungen. Normalerweise harmlose Eiweißmoleküle lagern sich dabei zu Aggregaten und Ablagerungen zusammen, die zellschädigende Eigenschaften haben. Dieser unheilvollen Dynamik will Hoyer frühzeitig einen molekularen Riegel vorschieben, indem er die für die Aggregation relevanten Protein-Regionen mit maßgeschneiderten Bindemolekülen abschirmt. Bei Versuchen im Reagenzglas und an Zellkulturen konnte so bereits die Verklumpung der Proteine Amylin (Diabetes), Amyloid-beta (Alzheimer) und alpha-Synuclein (Parkinson) effektiv blockiert werden.

"Da das Phänomen der Proteinaggregation so vielen Krankheiten zugrundliegt, bietet dessen Erforschung große Chancen", erklärt Dr. Hoyer "Einmal gefundene Prinzipien könnten den Schlüssel zu einer Reihe von Erkrankungen liefern."

Mithilfe der Förderung aus Brüssel kann dieser vielversprechende Ansatz nun in großem Maßstab weiterverfolgt werden. Im Rahmen des Projekts sollen zum einen mit strukturbiologischen Methoden grundlegende Mechanismen der Proteinaggregation sowie der hemmenden Wirkung der Bindemoleküle aufgeklärt werden. Zum anderen wollen Hoyer und sein Team die therapeutisch interessanten Moleküle weiterentwickeln und weitere Molekülklassen identifizieren, die pathologischer Proteinaggregation entgegen wirken. "Wir freuen uns alle sehr mit ihm", sagt Institutsdirektor Prof. Dieter Willbold. "Die personenbezogenen Förderungen des ERC sind eine echte Auszeichnung für die Leistung des Wissenschaftlers. Wolfgang Hoyer kann stolz auf diesen Erfolg sein, den er sich durch seine innovative Arbeit und exzellente Forschung mehr als verdient hat."

Bindeproteine
Bindeproteine (grau) können sogenannte Haarnadelmotive in der Struktur der krankheitsrelevanten Proteine Amylin (Diabetes), Beta-Amyloid (Alzheimer) und Alpha-Synuclein (Parkinson) abschirmen und so deren Verklumpung entgegenwirken.
Dr. Wolfgang Hoyer

Zur Person

Dr. Wolfgang Hoyer studierte von 1995 bis 2000 Chemie an den Universitäten Münster, York und Zürich. 2004 promovierte er am Max-Planck-Institut (MPI) für Biophysikalische Chemie in Göttingen mit einer Arbeit zu molekularen Ursachen der Parkinson-Krankheit und erforschte anschließend als Postdoc an der Universität Göteborg in Schweden die Inhibition des Amyloid-beta-Proteins, das eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Alzheimerschen Demenz spielt.

Seit 2009 leitet er die Forschergruppe „Bindeproteine für amyloidogene Peptide und Proteine“ am Jülicher Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie (ICS-6) sowie am Institut für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Leitung beider Institute: Prof. Dieter Willbold).

Für seine Forschungen erhielt Dr. Hoyer unter anderem den Ulrich-Hadding-Forschungspreis der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Otto Hahn Medaille der Max-Planck-Gesellschaft.

Dr. Wolfgang Hoyer
Dr. Wolfgang Hoyer
CAi - HHU; Steffen Köhler

ERC Consolidator Grants

Mit den Consolidator Grants fördert der Europäische Forschungsrat herausragende Projektvorschläge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zwischen 7 und 12 Jahren nach der Promotion. Der Consolidator-Grant liegt damit unter den Fördermittel-Linien des ERC zwischen den Starting Grants, die an Nachwuchswissenschaftler am Karrierebeginn vergeben werden, und den Advanced Grants für etablierte Forscher. Die personengebundenen Förderungen gelten als die prestigeträchtigsten Auszeichnungen der europäischen Forschungslandschaft. Bei den mehrstufigen Auswahlverfahren ist die Konkurrenz groß: In der aktuellen Ausschreibungsrunde gab es über 2300 Bewerbungen. Europaweit bewilligte der ERC diesmal 314 Consolidator Grants mit einer Gesamtsumme von 605 Millionen Euro. Das entspricht einer Erfolgsrate von 13, 8 Prozent.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung vom 19. September 2016:
"Neuer Ansatz zur Vorbeugung gegen Diabetes und Alzheimer-Demenz"

Interview mit ICS-6-Direktor Prof. Dieter Willbold:
Proteinaggregation - Kleiner Fehler, große Wirkung

Website AG Hoyer am ICS-6

Ansprechpartner:

Dr. Wolfgang Hoyer
Institut of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6), Forschungszentrum Jülich
Institut für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Tel.: +49 211 81-15153
E-Mail: w.hoyer@fz-juelich.de

Prof. Dieter Willbold
Institut of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6), Forschungszentrum Jülich
Institut für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Tel. +49 2461 61-2100
E-Mail: d.willbold@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Peter Zekert
Tel: +49 2461 61-9711
E-Mail: p.zekert@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022