Die Kraftquellen

Dank Jülicher Forschung werden Brennstoffzellen kostengünstiger und leistungsfähiger.

Durch Pipelines strömt der Wasserstoff hin zu Blockheizkraftwerken und Tankstellen. LOHC-Laster versorgen kleine Orte, die nicht an die Leitungssysteme angeschlossen sind. Um das Maximum der gespeicherten Energie wieder freizusetzen, kommen Brennstoffzellen zum Einsatz. Sie erzeugen Strom aus dem Wasserstoff. Dazu benötigen sie zusätzlich Sauerstoff, als Abgas entsteht lediglich Wasser. In den Blockheizkraftwerken erzeugen sie Strom für Wohnsiedlungen, wobei die dabei anfallende Wärme ebenfalls genutzt wird. Das erhöht den Wirkungsgrad. In Fahrzeugen treiben die Brennstoffzellen Motoren an.

Für Blockheizkraftwerke (BHKW) besonders gut geeignet sind sogenannte SOFC-Brennstoffzellen. SOFC steht für Solid Oxide Fuel Cell (Festoxid-Brennstoffzelle). Dieser Typ wandelt den Wasserstoff äußerst effizient in Strom um. Da SOFC-Brennstoffzellen in BHKW im Dauerbetrieb laufen können, entfällt ein häufiges Hochfahren der Anlage auf die notwendige Betriebstemperatur von rund 700 Grad Celsius, das Energie kostet und die Materialien belastet. Damit sich Brennstoffzellen wirtschaftlich betreiben lassen, müssen sie möglichst lange halten. Jülicher Forschende haben mit einer selbstentwickelten SOFC-Brennstoffzelle bewiesen, dass solche Zellen im Dauereinsatz mehr als zehn Jahre einwandfrei funktionieren. „Das hätte anfangs aufgrund der hohen Betriebstemperatur und den sich daraus ergebenden Materialanforderungen kaum jemand gedacht“, sagt Prof. Ludger Blum vom IEK-14.

Keramische Hochtemperatur-Brennstoffzellen erreichen die höchsten Wirkungsgrade und gelten als besonders wartungsarm. Die hohe Betriebstemperatur stellt aber auch große Anforderungen an die verbauten Materialien.

Jülicher Forschende haben darüber hinaus ein Festoxid-System im Labormaßstab entwickelt, das sie innerhalb von zehn Minuten hin- und herschalten können: zwischen einem Elektrolyse-Modus, in dem es mit Strom Wasserstoff produziert, und einem Brennstoffzellen-Modus, in dem es aus Wasserstoff Strom erzeugt. „Wenn man eine Anlage je nach Bedarf als Elektrolyseur oder als Brennstoffzelle betreiben kann, braucht man statt zwei Anlagen nur eine, um vor Ort Elektrizität in Form von Wasserstoff zwischenspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt rückverstromen zu können. Das hilft, erhebliche Kosten zu sparen“, erläutert Blum. Solche reversiblen Zellen bieten sich zudem für einen Einsatz in abgelegenen Stationen auf Inseln oder Bergen an. Noch sinkt die Leistung der rever­siblen Zelle mit zunehmender Betriebszeit recht schnell – insbesondere im Elektrolyse-Modus. Aber die Forschenden arbeiten daran, das zu ändern. Sie sind zudem dabei, ihre Erkenntnisse aus dem Labormaßstab auf größere Anlagen zu übertragen.

Arten von Brennstoffzellen

Festoxid
Reversibel
Metallgestützt
Direktmethanol

Keramische Hochtemperatur-Brennstoffzellen erreichen die höchsten Wirkungsgrade und gelten als besonders wartungsarm. Die hohe Betriebstemperatur stellt aber auch große Anforderungen an die verbauten Materialien. 5 bis 10 Jahre müssen Hochtemperatur-Brennstoffzellen dabei laufen, damit der Einsatz wirtschaftlich werden kann. Die Jülicher Festoxid-Brennstoffzelle („Solid Oxide Fuel Cell“, kurz SOFC) erreichte in einem Langzeitexperiment eine deutlich längere Laufzeit, die in etwa der Strommenge entspricht, die ein Einfamilienhaushalt in einem Jahr verbraucht.

Reversible Brennstoffzellen („reversible Solid Oxide Cell“, kurz rSOC) können dagegen nicht nur Strom erzeugen, sondern lassen sich auch für die Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse nutzen. Sie können also Elektrizität in Form von Wasserstoff zwischenspeichern und diesen zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückverstromen. Jülicher Wissenschaftler haben ein hochgradig effizientes Brennstoffzellen-System entwickelt, das einen elektrischen Wirkungsgrad im Wasserstoffbetrieb von über 60 Prozent erzielt. Die reversible Brennstoffzelle aus Jülich kommt auf eine Leistung von 5 Kilowatt, womit in etwa der Stromverbrauch zweier Haushalte gedeckt werden könnte.

Metallgestützte Festelektrolyt-Brennstoffzellen (Metal-supported fuel cells, MSCs) bieten im Vergleich zu den bereits etablierten keramikgestützten Brennstoffzellen spezifische Vorteile. Sie sind hocheffizient, kostengünstiger herzustellen und mechanisch stabil. Ihre technische Entwicklung ist jedoch noch nicht vollends ausgereift. Der Fokus Jülicher Forschung liegt daher auf der gezielten Weiterentwicklung und auch der Herstellung neuer Elektrodenwerkstoffe.

Direktmethanol-Brennstoffzellen (DMFC) können beispielsweise als mobile Stromquelle für Elektrogeräte oder wartungsarme Alternative zu benzin- oder dieselbetriebenen Stromaggregaten verwendet werden. Problematisch war bislang jedoch die stark begrenzte Lebensdauer der Zellen, oft weniger als 1000 Stunden. Jülicher Forschern gelang es, durch die Entwicklung von bisher sechs Generationen von DMFC-Systemen, die Hauptursachen für den Effizienzverlust zu identifizieren und so ein System zu entwickeln, das länger als zwei Jahre ohne Unterbrechung stabil betrieben werden kann.

Ein anderes Jülicher Team hat zusammen mit Forschenden der TU Wien die Leistungsdichte sogenannter metallgestützter SOFCs innerhalb von wenigen Jahren um mehr als 200 Prozent gesteigert. „Entscheidend war, dass wir die Struktur der elektrochemischen Funktionsschichten und die Zellarchitektur systematisch optimiert haben“, sagt Privatdozent Dr. Martin Bram vom IEK-1. Für metallgestützte SOFCs interessieren sich Autohersteller, die sie in Elektroautos als Range Extender („Reichweitenverlängerer“) einsetzen möchten, um damit laufend die Fahrzeugbatterie zu laden. Metallgestützte SOFCs sind für diesen Zweck besonders geeignet, weil sie Stößen und Vibrationen am Fahrzeugboden besser standhalten als die üblichen vollkeramischen Brennstoffzellen.

Letzte Änderung: 10.05.2022