Vom Labor in die Welt

Sie will ihre Forschung als junge Unternehmerin in die Anwendung bringen: Gabriela Figueroa Miranda entwickelt Schnelldiagnosetests für Malaria.

Wenn sie über Biosensoren spricht, gerät Gabriela Figueroa Miranda ins Schwärmen: „I am really in love with biosensors“, sagt die Mexikanerin und lacht. Die frisch promovierte Biomedizintechnikerin vom Institut für Biologische Informationsprozesse, Bereich Bioelektronik (IBI-3) ist fest davon überzeugt, dass genau diese Begeisterung die wichtigste Grundlage für ihren Weg in die Selbstständigkeit ist. „In zehn Jahren würde ich gern ein Unternehmen führen, das Schnelldiagnosetests für Malaria und andere Krankheiten verkauft“, sagt die quirlige 32-Jährige. Zugleich weiß sie: „Mit Idealismus und einer guten Idee allein lässt sich kein Geld verdienen. Ich bin Wissenschaftlerin, keine Unternehmerin.“ Zu einer Existenzgründung gehören Kapital, ein durchdachter Business-Plan, ein gutes Netzwerk und vieles mehr – Wissen, das sie sich nun am Forschungszentrum aneignet.

Vom Labor in die Welt
Mit doppelter Kraft: Die mexikanische Biomedizintechnikerin Dr. Gabriela Figueroa Miranda vom Institut für Biologische Informationsprozesse (IBI-3) will ihren Biosensor zur Marktreife bringen und die kolumbianische Elektroingeneurin Dr. Viviana Rincón Montes geht den Weg zur Ausgründung mit. Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach

Als Gabriela 2014 als Masterstudentin mit DAAD-Stipendium an die Fachhochschule Aachen und ans IBI-3 kam, war sie sofort von Biosensoren fasziniert: „Diese winzigen Sensoren können so viel leisten!“ Sie chrieb darüber ihre Masterarbeit – und entwickelte in ihrer Promotion den Biosensor, der Malaria mithilfe einer kleinen Blutprobe nachweisen kann. „Die Tests, die es bislang für Malaria gibt, arbeiten ungenau. Am Ende weiß der Getestete lediglich, ob er infiziert ist oder nicht.“ Ihr eigener Biosensor hingegen verrät zusätzlich, wie hoch die Menge des Erregers ist und welche der beiden häufigsten Erregerarten im Blut leben – und das schon im frühen Krankheitsstadium. „Mit diesem Wissen kann der Arzt den Patienten schneller und besser medikamentös behandeln.“

Innovation: Was nun?

Mitte 2020 stand Gabriela kurz vor Abschluss ihrer Doktorarbeit – und immer wieder vor der Frage: „Wie können die 1,1 Milliarden Menschen in den Malaria-Risikogebieten eines Tages von meiner Forschung profitieren?“ Sie suchte das Gespräch mit ihrem Arbeitsgruppenleiter Dr. Dirk Mayer am Start-up-erfahrenen IBI-3, der den Kontakt zur Unternehmensentwicklung hergestellte. Seither berät Innovationsmanagerin Dr. Andrea Mahr vom Fachbereich Innovation und Strategie (UE-I) die Nachwuchsforscherin regelmäßig per Videokonferenz auf ihrem Weg zur Ausgründung. Über den neuen Innovationsfonds des FZJ bekommt sie erst einmal weiterhin ein monatliches Gehalt. „Wertvolle Zeit, um mein Gründungskonzept voranzubringen und viel dazuzulernen“, sagt Gabriela. „So ist es etwa ein gewaltiger Unterschied, ob man einen einzelnen Biosensor im Labor entwickelt oder ein tragbares Testgerät in die Serienreife bringen will.“

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Die Jülicher Sensoren sollen bessere Malaria-Schnelltests ermöglichen.
Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach

In einem Förderprogramm, das von der Unternehmensentwicklung betreut wird, lernte sie zudem andere Jülicher Nachwuchsforschende kennen, die ebenfalls an Transfer interessiert sind. Gemeinsam führten sie dort etwa Marktrecherchen bei NGOs durch, die in Malariagebieten arbeiten. „Schnell wurde klar, was ich für ein Testgerät alles beachten muss, damit es für die Nutzer vor Ort überhaupt interessant ist. Es muss zum Beispiel möglichst günstig und robust sein, aber auch genaueste Testergebnisse schnell ausspucken – ohne zeitraubenden Umweg über ein Labor.“

„Malaria wird als Krankheit in den westlichen Industriestaaten insgesamt zu wenig beachtet. Dabei sterben daran jedes Jahr allein in Afrika und Indien mehr als 400.000 Menschen, die meisten davon Kinder. Die Erkrankung ist jedoch relativ leicht zu behandeln, insbesondere in den frühen Stadien der Infektion. Mit meiner Ausgründung will ich hier wirklich etwas verändern. Ich bin daher sehr dankbar, dass mein Institutsbereich und Direktor Prof. Andreas Offenhäusser meine Idee von Anfang an unterstützt hat.“

Gabriela Figueroa Miranda, IBI-3

Mit doppelter Kraft

Anfangs hatte sich Gabriela ganz allein auf den Weg in die Selbstständigkeit gemacht. Inzwischen steht ihr mit der kolumbianischen Elektroingenieurin Dr. Viviana Rincón Montes vom IBI-3 eine ideale Ausgründungspartnerin zur Seite: „Wir ergänzen uns in unserer Expertise perfekt. Und es gibt viele Start-up-Förderprogramme, die ausdrücklich Teams wollen, weil diese am Ende meist erfolgreicher sind“, erklärt Gabriela. Entscheidendes Gründerwissen, das ihr Andrea Mahr von UE-I mit auf den Weg gegeben hat. „Wenn ich Erfolg haben will, muss ich raus aus dem Labor und viel netzwerken“, weiß Gabriela. „Denn nur so erfährt man mehr über den Markt, die Kundenbedürfnisse und das Geschäft.“

Und wenn ihre Start-up-Träume zerplatzen? „Ich würde es nicht als Scheitern betrachten“, sagt die 32-Jährige, „sondern eher als wichtige Erfahrung. Ich lerne momentan viel fürs Leben, baue mein persönliches Netzwerk aus und könnte jederzeit weiterforschen oder in einem Unternehmen mein Wissen einbringen.“ Aber ans Scheitern denkt die Mexikanerin jetzt nicht. Lieber steckt sie all ihre Energie in die Ausgründung. Der nächste Schritt: neue Fördermittel beantragen, um ihren Biosensor zur Serienreife zu bringen.

Text: Katja Lüers für das Mitarbeitenden-Magazin "intern" des Forschungszentrums Jülich

Weitere Informationen:

Institut für Biologische Informationsprozesse - Bioelektronik (IBI-3)

Letzte Änderung: 25.05.2022