Dr. Iaroslav Meleshenkovskii: Wissenschaftlicher Projektleiter
Dr. Iaroslav Meleshenkovskii ist Nuklearphysiker und leitet am Jülich Centre for Neutron Science (JCNS) des Forschungszentrums Jülich an der Außenstelle am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum in Garching das EU-finanzierte MAGFAST-Projekt.
Wie sind Sie auf das Forschungszentrum Jülich aufmerksam geworden?
Ich bin Nuklearphysiker mit Schwerpunkt auf angewandter nuklearer Messtechnik. Vor meiner Tätigkeit am Forschungszentrum Jülich habe ich am Forschungszentrum „French Alternative Energies and Atomic Energy Commission (CEA)“ im Rahmen des EU-finanzierten Projekts MICADO gearbeitet. Dabei ging es um ein wichtiges gesellschaftliches Problem: die Charakterisierung von Behältern für radioaktive Abfälle. Entscheidend für mich war die Möglichkeit, weiter auf dem Gebiet zu forschen, das mich begeistert, und gleichzeitig einen Beitrag zu einem weiteren gesellschaftlich relevanten Problem zu leisten. Eine solche Möglichkeit bot sich mir mit dem GNeuS COFUND-Stipendienprogramm des „Jülich Centre for Neutron Science“ (JCNS) am Forschungszentrum Jülich. Bei diesem Projekt geht es um die Entwicklung einer neuen Technologie, die auf schnellen Neutronen für die schnelle Charakterisierung von Seltenerdmagneten in industriellen Anwendungen basiert. Während meiner Arbeit am CEA bin ich auf die Tätigkeiten des Forschungszentrums Jülich im Bereich der angewandten nuklearen Messtechnik aufmerksam geworden. Früher haben das CEA und das Forschungszentrum Jülich gemeinsam auf diesem Gebiet geforscht.
Woran arbeiten Sie zurzeit und für welche Aufgaben sind Sie verantwortlich?
An der Außenstelle am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum des JCNS des Forschungszentrums Jülich bin ich vor allem für die Leitung des EU-finanzierten MAGFAST-Projekts (GNeuS COFUND-Stipendienprogramm) verantwortlich. Dieses Projekt widmet sich der Forschung und Entwicklung einer unelastischen Streuung schneller Neutronen für die Charakterisierung von Seltenerdmagneten in industriellen Anwendungen. Seltenerdmagnete sind eine wichtige Komponente moderner Technologien. Ihr Recycling ist im Hinblick auf einen nachhaltigen Umgang mit wertvollen Ressourcen von strategischer Bedeutung. Im Vordergrund ihres Recyclingprozesses steht ein zerstörungsfreies Analyseverfahren. Dieses wird benötigt, um die Magneten zu charakterisieren und die Elementzusammensetzung zu bestimmen. Daran arbeiten wir im Rahmen des Projekts.
Zu meinen Aufgaben zählen theoretische und experimentelle Arbeiten, Analysen, die Entwicklung von Algorithmen und numerischen Modellen. Außerdem befasse ich mich mit Monte-Carlo-Simulationen und die Einbindung neuer Ideen und Tools für maschinelles Lernen. Ich bin zudem für die Organisation gemeinsamer Treffen von Wissenschaft und Industrie verantwortlich. So kann ich in einem internationalen Umfeld arbeiten und aus einer globalen Perspektive auf meine Arbeit blicken. Durch die Untersuchung von interdisziplinären und intersektoralen Aspekten können Fortschritte in meinem Forschungsfeld erzielt werden. Ich wurde außerdem als Vertreter des Verwaltungsrats für das GNeuS-Stipendienprogramm ausgewählt. Das sehe ich als eine wichtige Erfahrung, um meine Führungs- und Managementqualitäten auszubauen.
Ich hoffe, dass meine Forschung dazu beitragen wird, das Potenzial dieser neuen Technologie für industrielle Anwendungen nachzuweisen. So soll die Weiterentwicklung und Nachhaltigkeit von Neutronenanalyseverfahren gefördert werden.
Was sind die wissenschaftlichen Herausforderungen in Ihrem Forschungsfeld?
Nach der Ratifizierung des „European Critical Raw Materials Act“ (veröffentlicht am 16. März 2023) ist das Recycling von Seltenerdelementen, die in den Abfallströmen von magnetischen Materialien enthalten sind, ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wertvoller Ressourcen. Ein effizientes Recycling erfordert eine Vorsortierung von Magneten. Diese sollte nicht nur nach ihrer Art, sondern auch nach ihrem Gehalt an Seltenerdelementen erfolgen. Dafür benötigen wir ein zerstörungsfreies Analyseverfahren, das diese Abfallströme qualitativ und quantitativ analysieren kann. Für die Industrie stellt dies eine neue Herausforderung dar, weil die Analyse nicht nur schnell, sondern auch bei Volumenmaterialien durchgeführt werden muss.
Welche Aspekte Ihrer Arbeit motivieren Sie?
Die Forschung gibt mir die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen, indem ich mich mit wichtigen gesellschaftlichen Problemen und Aufgaben beschäftige. Jedes Projekt, an dem ich bisher gearbeitet habe, war eine neue Herausforderung. Auch ist es für mich wichtig, Neues zu lernen und neue Legierungen zu erforschen. Dadurch möchte ich meinen Horizonterweitern, meine Kompetenzen weiterentwickeln und neue Fertigkeiten erwerben. Mich motiviert die Entwicklung neuer Ideen, bei der unterschiedliche Wissensfelder zusammenkommen, um die Umsetzbarkeit dieser Ideen zur Behandlung gesellschaftlich relevanter Probleme nachzuweisen.