Wissen für die Welt

Forschungszentrum Jülich erhält Förderung für zwei innovative Transferprojekte

Berlin, Jülich, 4. Februar 2019 – Mit bis zu 1,2 Millionen Euro fördert die Helmholtz-Gemeinschaft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse im Alltag nutzbar machen wollen. Zum zweiten Mal sind jetzt vier solcher Wissenstransferprojekte ausgewählt worden. Mit dabei sind zwei Projekte des Forschungszentrums in den Bereichen klimaangepasste Landwirtschaft und Sicherheit bei Großveranstaltungen.

Ob Klimawandel, Energiewende, Datensicherheit oder die großen Volkskrankheiten – die Wissenschaft trägt dazu bei, die großen Herausforderungen der Gesellschaft zu bewältigen. Neu gewonnene Erkenntnisse müssen jedoch auch in die breite Öffentlichkeit, die Wirtschaft und die Politik gelangen. Der Wissenstransfer spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert nun vier weitere besonders innovative Projekte im Bereich Wissenstransfer. Über einen Zeitraum von bis zu vier Jahren stehen diesen jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Hälfte des Geldes stammt aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Helmholtz-Präsidenten, die andere Hälfte steuern die jeweils beteiligten Helmholtz-Zentren bei, an denen die Ideen entwickelt wurden. Die Projekte sollen nach Ende der Förderung weitergeführt werden und aktiv den Wissenstransfer in ihrem Bereich stärken.

Das Forschungszentrum Jülich hat sich erfolgreich mit zwei Projekten beteiligt.

1. Mehr Sicherheit für die Besucher von Großveranstaltungen

Die Loveparade 2010 in Duisburg hat auf tragische Weise gezeigt, dass es trotz langfristiger Planung von Großveranstaltungen zu einem lebensgefährlichen Gedränge kommen kann, wenn die Prognose der Besucherströme nicht zuverlässig ist. Für den Nachweis der Sicherheit werden seitens der Veranstalter zwar immer häufiger Verkehrssimulationen in Auftrag gegeben – die Qualität der eingesetzten Tools und die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse sind aber häufig unzureichend. Ziel des geförderten Projektes ist es, Genehmigungsbehörden und Planungsbüros ein wissenschaftlich validiertes Open-Source-Werkzeug an die Hand zu geben, um die Dynamik der Verkehrsströme bei Großveranstaltungen besser berechnen und bewerten zu können.

Hierfür sollen zwei Simulationswerkzeuge von Helmholtz-Zentren kombiniert werden: „JuPedSim“ vom Forschungszentrum Jülich für die Prognose von Fußgängerverkehr sowie „Sumo“ vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), ein Simulationswerkzeug für den städtischen Verkehr. Durch die Verknüpfung beider Tools soll die ganzheitliche, zuverlässige Betrachtung aller Verkehrsströme bei Veranstaltungen ermöglicht werden. Zugleich wollen die Projektpartner in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) und dem Internationalen Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit (IBIT) Pilotschulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Planungsbüros und Genehmigungsbehörden anbieten. Sie werden damit in die Lage versetzt, die Planung von Großveranstaltungen kritisch zu überprüfen, Sicherheitsdefizite frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

2. Innovative simulationsgestützte Produkte für eine wetter- und klimaresiliente Landwirtschaft – ADAPTER

Steigende Temperaturen, länger anhaltende Hitzeperioden und die Veränderung der Verteilung von Niederschlägen: Der Klimawandel wird neben den ohnehin schon vorhandenen kurzfristigen Wetterschwankungen die Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten vor große Herausforderungen stellen. Landwirte und andere Akteure in der Agrarwirtschaft werden in Zukunft noch bessere Informationen zu kurzfristigen Wetteränderungen, Wetterextremen, Wasserressourcen und zum regionalen Klimawandel benötigen, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Genau diese Expertise will das Projekt „ADAPTER“ des Forschungszentrums Jülich und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) liefern.

Ein Schwerpunkt des Projektes ist die Optimierung des Managements der aktuellen landwirtschaftlichen Produktion wie Bewässerungs- und Düngebedarfe sowie Aussaat- und Erntezeitpunkte durch stündliche, nahezu parzellenscharfe, flächendeckende Vorhersagen relevanter Parameter für die kommenden 10 bis 15 Tage. Zugleich sollen die Nutzer im Rahmen eines Citizen Science-Ansatzes mit Bodenfeuchtesensoren ausgestattet werden, deren Daten in die Prognosen einfließen und diese damit präziser machen. Aufbereitete Vorhersageergebnisse und Beobachtungsdaten sollen ortsbezogen und interaktiv über die Produktplattform von ADAPTER zur Verfügung stehen. Einen anderen Schwerpunkt bildet die Unterstützung bei der Entwicklung geeigneter Anpassungsstrategien zum regionalen Klimawandel. Dazu soll mit den Akteuren schrittweise ein Praxisnetzwerk aufgebaut werden. Darüber hinaus sollen interaktive Werkzeuge entwickelt werden, die Ergebnisse aus der Wissenschaft – etwa regionale Klimaprojektionen – mit dem Praxiswissen vor Ort verbinden und die Entwicklung geeigneter Handlungsoptionen und Anpassungsstrategien fördern.

Weitere Infos:

Presseinformation der Helmholtz-Gemeinschaft

Projekt JuPedSim

Institute for Advanced Simulation, Zivile Sicherheitsforschung

Institut für Bio- und Geowissenschaften, Agrosphäre

Ansprechpartner:

für das Projekt „Sicherheit bei Großveranstaltungen“:
Prof. Dr. Armin Seyfried
Institute for Advanced Simulation, Zivile Sicherheitsforschung (IAS-7)
Tel.: 02461 61-3437
E-Mail: a.seyfried@fz-juelich.de

für das Projekt „Klimaangepasste Landwirtschaft“:
Dr. Klaus Görgen
Institut für Bio- und Geowissenschaften, Agrosphäre (IBG-3)
Tel: 02461 61-6456
E-Mail: k.goergen@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Annette Stettien
Unternehmenskommunikation
Tel.: 02461 61-2388
E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022